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Länderanalyse

Gesundheitskompetenz in der Schweiz: Daten und Implikationen

Gesundheitskompetenz, also die Fähigkeit, Gesundheitsinformationen zu finden, zu verstehen, zu bewerten und anzuwenden, ist ein zentraler Faktor für Gesundheitsverhalten und Behandlungserfolge. Die Schweiz hat sich an internationalen Erhebungen beteiligt, die ein differenziertes Bild der Situation zeichnen.

Aktuelle Datenlage

Die jüngste repräsentative Erhebung (Health Literacy Survey) zeigt: Knapp die Hälfte der Schweizer Bevölkerung weist eine eingeschränkte Gesundheitskompetenz auf. Die Verteilung über die vier Kompetenzniveaus:

Gesundheitskompetenz der Schweizer Bevölkerung
Exzellent
9%
Ausreichend
44%
Problematisch
35%
Inadäquat
12%
Kompetenzniveau Anteil Charakteristik
Exzellent 9% Kann komplexe Informationen kritisch bewerten und auf eigene Situation anwenden
Ausreichend 44% Kann die meisten Gesundheitsinformationen verstehen und nutzen
Problematisch 35% Hat Schwierigkeiten beim Verstehen und Anwenden von Informationen
Inadäquat 12% Erhebliche Einschränkungen im Umgang mit Gesundheitsinformationen

Besonders betroffene Gruppen

Die Gesundheitskompetenz ist nicht gleichmässig über die Bevölkerung verteilt. Bestimmte Gruppen weisen signifikant höhere Risiken für eingeschränkte Kompetenz auf:

Ältere Menschen (65+)

56% mit problematischer oder inadäquater Kompetenz. Herausforderungen: Polypharmazie, komplexe Behandlungspläne, digitale Barrieren.

Tiefes Bildungsniveau

62% mit eingeschränkter Kompetenz. Zusammenhang mit genereller Lesekompetenz und kritischem Denken.

Migrationshintergrund

58% mit Einschränkungen. Sprachbarrieren, unterschiedliche Gesundheitskonzepte, Systemunkenntnis.

Chronisch Erkrankte

52% betroffen. Paradox: Höherer Informationsbedarf bei oft eingeschränkter Kompetenz.

Internationaler Vergleich

Im europäischen Vergleich liegt die Schweiz im Mittelfeld. Die Niederlande und die skandinavischen Länder weisen bessere Werte auf, während südeuropäische Länder tendenziell schlechter abschneiden.

Land Eingeschränkte Kompetenz
Niederlande 29%
Deutschland 44%
Schweiz 47%
Österreich 51%
EU-Durchschnitt 47%

Konsequenzen eingeschränkter Gesundheitskompetenz

Tiefe Gesundheitskompetenz korreliert mit messbaren negativen Outcomes: häufigere Hospitalisierungen, höhere Gesundheitskosten, schlechtere Therapieadhärenz, verzögerte Diagnosen und insgesamt schlechtere Gesundheitsindikatoren. Die volkswirtschaftlichen Kosten werden auf mehrere Prozent der Gesundheitsausgaben geschätzt.

Handlungsempfehlungen

  • Systemebene: Gesundheitsinformationen in einfacher Sprache bereitstellen, visuelle Kommunikation stärken
  • Fachpersonen: Kommunikationstraining, Teach-back-Methoden, kultursensible Beratung
  • Bildungssystem: Gesundheitsbildung als Querschnittsthema verankern
  • Forschung: Interventionsstudien zur Wirksamkeit von Förderprogrammen
  • Individuum: Eigenverantwortung stärken durch niederschwellige Angebote zur Kompetenzförderung

Die Stärkung der Gesundheitskompetenz ist keine Einbahnstrasse. Während individuelle Förderung wichtig ist, muss auch das Gesundheitssystem «kompetenzsensibler» werden. Die Verantwortung liegt nicht allein bei den Betroffenen. Sie liegt auch bei jenen, die Gesundheitsinformationen erstellen und kommunizieren.

Datenquellen: Health Literacy Survey Schweiz; Bundesamt für Gesundheit BAG; European Health Literacy Survey (HLS-EU). Die Daten stammen aus repräsentativen Bevölkerungsbefragungen der Jahre 2019-2023.
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